Wie Digitalisierung und Künstliche Intelligenz den Wassersport revolutioniert

14. August 2025

Die Digitalisierung macht auch vor dem Wassersport nicht halt. Künstliche Intelligenz (KI) bringt zahlreiche Innovationen aufs Wasser und ist dabei, die Branche grundlegend zu verändern. Von intelligenten Anlegeassistenten über virtuelle Trainingswelten bis hin zu hochentwickelten Sicherheitssystemen: moderne Technologien eröffnen neue Möglichkeiten für Profisegler und Freizeitkapitäne. Auch die internationale Wasserportmesse (24. bis 28. September) widmet sich dem Thema Digitalisierung, denn: „Die Integration von KI-Systemen in der Wassersportbranche ist kein Zukunftsszenario mehr, sondern gelebte Realität“, sagt Projektleiter Felix Klarmann. „Während der Interboot wollen wir praxisnahe Anwendungen zeigen und diese greifbar machen. Wir laden die Besucherinnen und Besucher dazu ein, die digitale Innovation bei uns hautnah zu erleben.“ 

Simulator und VR-Brille: Die Zukunft des Segeltrainings?

Der Einsatz von Virtual Reality (VR) hat den maritimen Ausbildungsbereich spürbar verändert. Insbesondere in der Segel- und Motorbootausbildung eröffnen VR-Simulatoren neue Möglichkeiten komplexe Manöver und Abläufe realitätsnah, aber risikofrei zu trainieren. Als Vorreiter auf diesem Gebiet gilt die JoJo Wassersportschule in München, die mit ihrem VR Yacht Training Simulator in Halle A3 auf der Interboot vertreten ist. Das Simulator-System von JoJo besteht aus Software, spezieller Yacht-Hardware und einer VR-Brille. Die Brille erzeugt eine vollständige 360 Grad Rundumsicht und ermöglicht es dreidimensional zu sehen. Ein spezielles Anwendungsgebiet ist das Hafenmanövertraining. In einer virtuellen Umgebung lassen sich unterschiedliche Hafensituationen mit wechselnden Windbedingungen simulieren, ohne das Risiko einer Kollision oder Sachschäden einzugehen.

Auch beim America‘s Cup nutzen Crews, wie zum Beispiel das deutsche Jugend- und Frauen-Team, virtuelle Technologien, um Wettkampferfahrung zu sammeln. Mit echten Steuerelementen und digitalen Wind- und Wellensimulationen können Rennsituationen geübt werden – sicher, wetterunabhängig und kostengünstiger als auf dem Wasser. Der Segelsimulator AC40, mit dem sich das deutsche Team auf den America’s Cup in Barcelona 2024 vorbereitet hat, wird ebenfalls in Halle A3 zu sehen sein. Rund drei Meter lang und 2,50 Meter breit, bildet er das Cockpit der realen AC40 Rennyachten exakt nach. Nicht nur alle Formen und Maße entsprechen dem Original, auch die Carbon-Schalensitze sowie das halboffene Steuerrad und alle Trimmeinrichtungen sind detailgetreu dem echten Boot nachempfunden. Dies ermöglicht das Einstudieren bestimmter Abläufe und erleichtert es den Seglern, ein Gefühl für ihr Boot zu bekommen. Einen Rundumblick wie in einer virtuellen Welt gibt es hier zwar nicht, die Grafik auf dem großen Bildschirm vor dem Cockpit kann sich trotzdem sehen lassen. 

Diese Vorteile bringt das Simulator-Training mit sich

Einer, der den Segelsimulator AC40 bereits ausgiebig getestet hat, ist Lukas Hesse, professioneller Segler und Crewmitglied beim America’s Cup 2024. Etliche Stunden hat er zur Vorbereitung im Hightech-Simulator verbracht. „Das Cockpit, die Lenkung, die Knöpfe – alles entspricht 1:1 dem echten Boot“, berichtet Lukas Hesse. „Du kannst dich dadurch super mit der Technik vertraut machen, lernst wie das Boot auf die Foils kommt, oder kannst Manöver und Geschwindigkeitsoptimierungen trainieren. Selbst das Lenkrad gibt realistischen Ruderdruck wieder, sodass der Segler den Widerstand und das Verhalten des Bootes nachempfinden kann.“ Eine weitere wichtige Eigenschaft des Simulators: „Wenn du mit einem echten AC40 kenterst, dann entsteht locker ein Schaden um die 10.000 Euro. Hier am Simulator kannst du zwar auch kentern, wirst aber nicht nass und kannst nochmal von vorne anfangen, ohne dass es dich irgendetwas kostet. Meiner Meinung nach ist es ein Muss, dass man den Simulator beherrscht, bevor man in eine echte Rennyacht steigt“, findet Lukas Hesse. Außerdem ist es möglich online gegen andere Crews anzutreten. „Wir hatten eine WhatsApp-Gruppe mit dem Neuseeländischen Team, sind gegen sie Races gefahren und haben die Kommunikation untereinander geübt“, berichtet der Profi-Segler.

Auf der INTERBOOT 2025 wird Lukas Hesse gemeinsam mit seinem Kollegen Jesse Lindstäd den AC40-Simulator präsentieren. Alle, die Lust haben, können selbst mal ins Cockpit steigen und ihre Segel-Skills testen.

Digitales Yachthafenmanagement dank intelligenter Cloud-Lösung

Zukunftsorientiert ist auch das Brühler Unternehmen Up2Boat unterwegs. Mit einer innovativen App will das Start-up die Verwaltung von Yachthäfen revolutionieren. Die cloudbasierte Anwendung ermöglicht es Bootseignern, Liegeplätze in Echtzeit zu buchen, Stromsäulen per Handy zu aktivieren und den Check-In an Häfen via QR-Code abzuwickeln – ganz ohne Hafenmeister. „Ob Zugangskontrollen zum Steg-Tor, Duschen oder Waschmaschinen: Alles lässt sich bequem per Smartphone steuern“, erklärt Up2Boat-CEO Andreas Haberer. „Abgerechnet wird nach dem Prinzip ‚digitaler Bierdeckel‘, das heißt: sämtliche konsumierten Leistungen werden automatisch erfasst und verrechnet.“ Ein besonderes Feature ist das elektronische Logbuch, das auf Blockchain-Technologie basiert, also die Daten sicher speichert und gesetzlichen Anforderungen entspricht. Ziel des 2021 gegründeten Unternehmens: einen vollautomatisierten Yachthafen schaffen, um Hafenmeister künftig zu entlasten. Aktuell ist die App vor allem in Deutschland im Einsatz, für 2026 ist die Internationalisierung geplant. Auf der INTERBOOT wird Up2Boat gemeinsam mit H&R Modultechnik einen Stand in Halle A4 haben.